Studien und Anlaufstellen
Weight Stigma als Risikofaktor für Emotionales, Essattacken und Gesundheitsrisiko.
Die wissenschaftliche Datenlage ist klar.
Anlaufstellen für Süchte - auch Esssüchte.
Suchthilfeverzeichnis
Bitte wendet die Kraft auf, euch Termine in eurer Stadt oder eurem Bundesland zu besorgen – eure Heilungschancen sind unter Behandlung immer besser, als wenn ihr alleine bleibt. Behandlungen für Süchte können nochmals andere Perspektiven aufzeigen als für Essstörungen.
Anlaufstellen für Essstörungen
Dick und Dünn
Das ist ein gemeinnütziger Verein, der teilweise über eure Mitgliederbeiträge, teilweise staatlich und teilweise über Spenden finanziert wird. Insbesondere habe ich hier den Link zu den Gruppenveranstaltungen verlinkt. Ja, es entstehen teilweise Kosten – diese sind aber nicht profitorientiert, und das Geld sollte wirklich in Betracht gezogen werden, anstatt dem 20. Kleidungsstück.
Anlaufstellen für Essstörungen
Cinderella
Auch Cinderella ist ein gemeinnütziger Verein, der teilweise ebenfalls über eure Mitgliederbeiträge finanziert wird. Ein Einzeltermin kostet 10 - 20 Euro, das ist extrem günstig und sollte wirklich in Betracht gezogen werden.
Unsichtbare Gefahr für den Körper
Weight Discrimination and Risk of Mortality - PubMed
Diese große Langzeitstudie belegt, dass Gewichtsdiskriminierung Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit hat - und zwar gravierende. Die Forschenden werteten Daten von über 18.000 in Längsschnittstudien aus.
Die Fragestellung: Welche gesundheitlichen Folgen hat Gewichtsdiskriminierung?
Das Ergebnis ist alarmierend: Wer über Jahre wiederholt Diskriminierung aufgrund des Körpergewichts erlebte, hatte ein 60 % höheres Sterberisiko – unabhängig davon, wie hoch der Body-Mass-Index (BMI) tatsächlich war. Das bedeutet: Selbst wenn zwei Menschen denselben BMI haben, kann derjenige, der Diskriminierung erfährt, ein deutlich höheres Risiko haben, früher zu sterben.
Das bedeutet – das Körpergewicht selber war nicht für die 60 % erhöhte Sterblichkeitsrate ursächlich. Selbst wenn die Person übergewichtig war, war die Diskriminierung demnach der Faktor für diese erhöhte Sterblichkeitsrate. Natürlich hat Übergewicht gesundheitliche Auswirkungen, aber die Frage stellt sich:
Wie viel der gesundheitlichen Nebenwirkungen von Übergewicht liegen tatsächlich im Übergewicht selber begründet und wie viel beruhen auf Faktoren, die auf Ausgrenzungs- und Stigmatisierungsstress zurückzuführen sind?
Diese Frage ist nicht gänzlich geklärt – aber die Daten verdichten sich, dass die psychosozialen Aspekte der gesundheitlichen Folgen von Übergewicht gravierend sind. Das bedeutet auch im Umkehrschluss – dass Menschen mit Übergewicht besonders häufig Gewichtsdiskriminierung ausgesetzt sind und alleine aufgrund gesellschaftlicher Fehlbehandlung eine deutlich erhöhte Sterblichkeit haben – die zu einem beachtlichen Prozentsatz nicht mit dem Körpergewicht zusammenhängt!
Die Forscher verglichen den Zusammenhang verschiedener Arten von wahrgenommener Diskriminierung (z. B. aufgrund von Alter, Geschlecht, Rasse, Gewicht).
Ergebnis: Nur Gewichtsdiskriminierung war signifikant mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Diskriminierung aufgrund anderer Merkmale (Alter, Geschlecht, Ethnie, physische Behinderung, äußerliche Erscheinung) zeigte keine signifikante Assoziation mit der Sterblichkeit.
Der Kern ist – ein großer Teil der gesundheitlichen Folgen von Übergewicht ist kein isoliertes Versagen von einzelnen Personen – es ist ein gemeinschaftliches Versagen! Daher ist die Frage der Disziplin auch eine gesellschaftliche Frage – haben wir als Gesellschaft genug Disziplin, unsere eigene Verantwortung wahrzunehmen, uns ausreichend zu informieren, bevor wir andere verurteilen und damit gravierende Gesundheitsschäden anrichten?
Diese Studie Beschäftigte sich mit dem sogenannten “growth mindset”. Dieser besagt, dass Menschen, die denken, ihr eigenes Schicksal unter Kontrolle zu haben, erfolgreicher sind. In den meisten Gebieten ist dieser Zusammenhang sehr eindeutig – wenn du glaubst, deine Intelligenz kann verbessert werden, steigt die Chance, dass sich deine Intelligenz verbessert, erheblich.
Für Übergewicht sieht die Datenlage jedoch widersprüchlich aus – dieses Growth Mindset zeigte sogar eine Verschlechterung des Essverhaltens und eine erhöhte Neigung zu ungesunden und radikaleren Maßnahmen, das Gewicht zu kontrollieren. Andererseits kann das Growth Mindset auch bei Übergewichtigen helfen, die Wahrscheinlichkeit, das Essverhalten zu verbessern. Der unterscheidende Faktor dabei war – Scham und Schuld. Die Überzeugung, zukünftige Kontrolle über Gewicht zu haben, ist auch bei Übergewichtigen eindeutig hilfreich – wenn sie nicht mit erhöhten Schuldzuschreibungen einhergeht. Wieder – Schuld und Scham verhindern selbst bei einer so effektiven und gut belegten Methode wie dem “Growth Mindset” Erfolge bei Essstörungen oder verschlimmern die Parameter sogar.
Die fatale Annahme „man wird ja wohl noch die Wahrheit sagen dürfen, dass Übergewicht ungesund ist“.
Die Diskriminierung ist nicht immer offensichtlich als solche zu erkennen, eben wenn solche “Wahrheiten” immer und immer wieder wiederholt werden. Anhand der Studie 1 sieht man einerseits, dass ein großer Teil der gesundheitlichen Auswirkungen von Übergewicht nicht eindeutig auf das Gewicht selbst rückzuführen ist. Die gesundheitlichen Auswirkungen wiederum, die auf das Gewicht zurückzuführen sind, sind oft wegen psychologischer Hürden nicht behandelbar.
Diese Ratschläge berücksichtigen in keinster Weise, ob die Person überhaupt fähig ist, Gewicht zu reduzieren, weil sie eben beispielsweise eine Essstörung hat – mit oder ohne Diagnose. Manche Betroffene sind esssüchtig oder fühlen sich anderweitig Essanfällen ausgesetzt, ohne den Weg aus der Situation zu finden. Das Überessen wirkt überwältigend – scheinbar unlösbar. Diese Mechanismen werden von nicht essgestörten Menschen nicht verstanden und wollen vor allem oft nicht verstanden werden.
Der Ratschlag „Übergewicht ist ungesund“ ist keine neutrale Information.
Die Information – “Übergewicht ist ungesund” – ist vor allem unangemessen von Menschen ohne medizinischen oder psychologischen Hintergrund, denn sie vereinfachen die Situation so dramatisch, ohne sich deren Ausmaß nur ansatzweise bewusst zu sein. Weil eben Informationen fehlen und auch nicht wirklich die Disziplin aufgebracht wird, sich diese Informationen einzuholen. Diese Information ist zudem unangemessen, weil sie Übergewichtigen die Intelligenz abspricht, diesen simplen Zusammenhang bereits alleine herausgefunden zu haben.
Übergewichtige sind überdurchschnittlich gut über die Auswirkungen von Übergewicht informiert.
Oder diese Information war nie als neutrale Information gemeint, sondern eher als eine Aufforderung, endlich eine Gewichtsreduktion zu erreichen. Menschen mit nicht essgestörtem Verhalten wissen nicht, wie ein Essverhalten sich anfühlt, wenn es außer Kontrolle gerät.
Die Folge: Sozialer Rückzug, gesteigertes Überessen und weniger Selbstvertrauen, dass das essgestörte Verhalten verbessern könnte.
Diese unoffensichtliche Form der Diskriminierung führt dazu, dass die übergewichtige Person beispielsweise mit Menschen, Bekannten oder Familie weniger sozial interagiert, weil sie eben die „empfohlene Gewichtsreduktion“ nicht leisten kann – das führt eindeutig zu mehr Isolation und Verschlechterung der Heilungsprognose. Die Problematik des Überessens verschärft sich. Gängige emotionale Regulatoren wie Freunde, Familie oder Hobbys werden immer weiter eingeschränkt, weil die empfohlene Gewichtsreduktion nicht geliefert werden kann.
Die Studie macht deutlich
Gewichtsstigma ist kein „Randthema“ oder bloß eine Frage verletzter Gefühle, wenn man „Wahrheiten“ ausspricht. Es hat messbare, schwerwiegende gesundheitliche Folgen: eine 60% erhöhte Sterblichkeitsrate, die aufgrund von gesellschaftlichen Stigma. Der Übergewichtige ist und bleibt der leichteste Weg, sich diszipliniert zu fühlen, ohne selbst Arbeit in sein Leben aufzubringen. Ein hoher Preis für ein bisschen gesellschaftliche Faulheit.
Wer also ernsthaft über Prävention und Gesundheit sprechen will, muss die gesellschaftlichen Anteile der Übergewichtsproblematik berücksichtigen – sowohl die gesellschaftlichen Anteile an den gesundheitlichen Auswirkungen als auch an der generellen Verbreitung der Übergewichtspandemie.
Quellenangabe
1)Weight discrimination and risk of mortality. Sutin, A. R., Stephan, Y., & Terracciano, A. (2015). Psychological Science, 26(11), 1803–1811. https://doi.org/10.1177/0956797615601103
2)Hoyt, C. L., Burnette, J. L., Thomas, F. N., & Orvidas, K. (2019). Public health messages and weight-related beliefs: Implications for well-being and stigma. Frontiers in Psychology, 10, 2806
Gewichtsdiskriminierung:
Biochemie - Auswirkungen von Cortisol auf den Stoffwechsel
Verfettung ohne Kalorienüberschuss
Wird Stress induziert, beginnt der Körper, das Stresshormon Cortisol auszuschütten – gesellschaftlich ist oft nur der Effekt der Wassereinlagerung bekannt.
Fakt ist aber: Cortisol führt konkret zur Verfettung des Körpers (1). Als Stressreaktion sorgt Cortisol dafür, dass wir möglichst schnell viel Zucker zur Verfügung haben, um eine besonders leichte Energiequelle bereitzustellen.
Muskeln werden zu Zucker
Cortisol aktiviert die Proteolyse in der Muskulatur. Das heißt: Muskelgewebe wird abgebaut, die Aminosäuren wandern in die Leber und werden über Gluconeogenese in Glukose umgewandelt. Gluconeogenese ist der Prozess, bei dem Zucker aus nicht-zuckerhaltigen Stoffen entsteht. Wie z.B. deinen Muskeln.
Cortisol sorgt also dafür, dass der Körper an allen Ecken und Enden Zucker gewinnt – die Muskeln und weitere Nicht-Zucker werden „verzuckert“ und später dann verfettet.
Lactat
Lactat entsteht, wenn Energie unter anaeroben Bedingungen gewonnen wird – das bedeutet, wenn kein Sauerstoff vorhanden ist und Glukose nicht vollständig verwendet werden kann.
Bei beispielsweisen hochintensiven sportlichen Aktivitäten haben wir eine Energiegewinnung unter Sauerstoffmangel. Das dabei entstehende Lactat kann später, wenn wieder genug Sauerstoff vorhanden ist, als Energiequelle genutzt werden.
Auch Lactat wird für die Gluconeogenese unter Cortisol verwendet. Was lange Zeit nicht bekannt war: Lactat ist nicht nur ein Abfallprodukt oder eine einfache Energiequelle, Lactat hat wichtige Signalfunktionen im Körper, die durch Cortisol dementsprechend selbstverständlich nicht mehr ordentlich ausgeführt werden können. Denn Cortisol verbraucht auch das Lactat und bildet Zucker daraus.
Lactat aktiviert indirekt AMPK (3). Lactat ist wichtig, weil AMPK wichtig ist – AMPK ist ein Sensor für einen niedrigen Energiestatus im Körper. Dieses Molekül ist so wertvoll, dass wir es unbedingt in ausreichender Menge behalten wollen – Cortisol sollte unser Lactat also nicht vollständig verbrauchen.
AMPK sorgt dafür, dass die Mitochondrienbiogenese aktiviert wird (2) (im Programm erkläre ich im Detail, warum das wichtig ist). Kurz gesagt – mehr Mitochondrien verbessern den Grundumsatz , und der Aufbau neuer Mitochondrien sorgt dafür, dass frische Mitochondrien mit Sauerstoff arbeiten und somit weniger oxidativen Stress im Körper auslösen. Frische und mehr Mitochondrien bedeuten ebenfalls, dass Zucker besser in Energie umgewandelt werden kann, anstatt in Fett gespeichert zu werden. Cortisol verringert über Umwege AMPK - euer Körper arbeitet also fleißig mit alten, gestörten und zu wenigen Mitochondrien - das bedeutet Zucker wird nicht effizient in Kraft für den Alltag umgewandelt, sondern in Fett - und das kann bei der gleichen Kalorienaufnahme passieren.
AMPK verbessert die Insulinsensitivität, indem Glukosetransporter auf den Zellen aktiv werden – was gut ist, denn dort wird aus dem Zucker Energie hergestellt! Wenn Zucker zu lange im Blut verbleibt, weil die Zellen z. B. nicht genügend funktionsfähige Transporter haben, aktiviert das tendenziell die Fetteinlagerung (über vermehrtes Insulin). Hier haben wir einen schönen Mechanismus von vielen, warum Kalorien in und out absolut vereinfacht ist. Die eine Person bekommt vom Essen mehr Energie, während die andere die selben Kalorien in Fett einlagert.
Lactat aktiviert zudem die Fettsäure-Oxidation → mehr Energie wird aus Fetten verwendet, anstatt beispielsweise Muskeln zu nutzen.
Ja, die aufgenommene Kalorienmenge kann gleich sein – Gewichtszunahme ist nicht der Beweis, dass mehr gegessen wurde. Besonders eindrücklich sichtbar bei der medikamentösen Cortisongabe, aber dementsprechend auch unter Stress relevant. Insbesondere bei dauerhaftem Stress. Der Unterschied ist – sie kann von der einen Person in Energie umgewandelt werden, die ganz wunderbar für den Alltag genutzt werden kann. Für eine andere, dauerhaft gestresste Person können die Kalorien aber auch zu einem großen Teil direkt in das Fett wandern und eben nicht als (freie) Energie zur Verfügung stehen. Das kann dazu führen, dass 2000 Kalorien bei einer Person zur Gewichtszunahme führen – bei der anderen nicht. Gerade wenn der Körper durch dauerhaften Stress den Körper dauerhaft auf “Verzuckerung” umgestellt hat – weil ein permanent gestresste Person besonders schnell Muskeln und Co. abbaut.
Zusammenfassung zu Lactat
Das Fehlen des Signalmoleküls Lactat durch Cortisol verschlechtert die metabolische Situation, senkt vermutlich den Grundumsatz und verstärkt den Effekt des Muskelabbaus und der schlechteren Energieverwertung, inklusive Verfettung.
Die vertiefte Behandlung von Lactat ist nicht proportional zu dessen Effekt, im Gegensatz zu den anderen Effekten – die Signalwirkung ist so wenig bekannt, dass ich ein wenig näher darauf eingehen wollte. Insbesondere, weil ihr eure Lactatproduktion selbst triggern könnt.
Zwischenstand – viel Zucker im Blut auch bei gleicher Ernährungsweise
Cortisol aktiviert Gene der Fettherstellung – insbesondere bei viszeralem Fett, also dem Fett am Bauch um die Organe. Dieses Fett ist nochmal ein separates Thema - viszerales Fett verschlechtert die metabolische Lage weiterhin - und lässt dich nochmal leichter zunehmen.
Deine Muskeln wurden also abgebaut und befinden sich nun als Zucker in deinem Blut. Gleichzeitig - Dieser Prozess findet auch – und das ist wichtig – statt, wenn deine Kalorienzufuhr gleich bleibt. Dieser überschüssige Zucker wird nun wieder als Fett gespeichert, und das bevorzugt im Bauchraum.
Resultat
Das Körpergewicht steigt nicht zwingend durch Stress bzw. Cortison, aber die Körperzusammensetzung verändert sich dramatisch – deine Muskeln werden zu Fett umgebaut. Selbstverständlich führt ein Abbau der Muskeln auch zu einem geringeren Gesamtumsatz. Das bedeutet natürlich, dass die gleiche Kalorienmenge nun leichter zu einer Gewichtszunahme führt. Zusätzlich wird der Appetit auf Zucker verstärkt – diese appetitanregende Wirkung von Cortisol wird oft besprochen, aber wie hier aufgeführt, ist das bei weitem nicht der einzige Mechanismus, warum Menschen unter Cortisongabe oder hohem Stresslevel wesentlich leichter Körpergewicht zunehmen. Daher ist es so wichtig, den eigenen Cortisolspiegel nicht durch übertreibende Selbstabwertung und Scham zu verstärken – wir können die Gesellschaft nicht ändern, aber zumindest du kannst und solltest sanfter zu dir sein, wenn du logisch handeln möchtest.
Sport gegen Verlust von Lactat und Muskeln – warum Sport bei Stress so extrem wichtig ist
Die Effekte von Sport können die negativen Effekte des Stresshormons Cortisol bedeutend abschwächen (4) – selbstverständlich, weil Sport dem Abbau von Muskelmasse durch Cortisol bis zu einem gewissen Maß entgegenwirkt. Cortisol wird zwar während einer Sporteinheit – insbesondere sehr intensiven Sporteinheiten – vermehrt produziert. Langfristig wird der Cortisolspiegel jedoch reduziert. Das bedeutet, der wirklich ungesunde Stress – der dauerhafte Stress, wie er z. B. eben durch sozialen Stress entstehen kann – wird reduziert. Auch die akute Antwort auf Stress verbessert sich bei psychologischen Stressoren, wenn regelmäßig Sport getrieben wird. Das Körpergewicht steigt nicht zwingend durch Stress bzw. Cortison, aber die Körperzusammensetzung verändert sich dramatisch – deine Muskeln werden zu Fett umgebaut. Selbstverständlich führt ein Abbau der Muskeln auch zu einem geringeren Gesamtumsatz. Das bedeutet natürlich, dass die gleiche Kalorienmenge nun leichter zu einer Gewichtszunahme führt. Zusätzlich wird der Appetit auf Zucker verstärkt – diese appetitanregende Wirkung von Cortisol wird oft besprochen, aber wie hier aufgeführt, ist das bei weitem nicht der einzige Mechanismus, warum Menschen unter Cortisongabe oder hohem Stresslevel wesentlich leichter Körpergewicht zunehmen. Daher ist es so wichtig, den eigenen Cortisolspiegel nicht durch übertreibende Selbstabwertung und Scham zu verstärken – wir können die Gesellschaft nicht ändern, aber zumindest du kannst und solltest sanfter zu dir sein, wenn du logisch handeln möchtest.
Laktat und Sport
Da regelmäßige Bewegung den Cortisolspiegel langfristig normalisiert, wird verhindert, dass Laktat chronisch übermäßig in der Gluconeogenese verstoffwechselt wird. Stattdessen kann Laktat seine positiven Funktionen effektiver entfalten. Wir erinnern uns, AMPK sorgt dafür, dass wir frische und viele neue Mitochondrien aufbauen, die uns helfen, unsere Nahrungskalorien in Energie umzuwandeln und nicht direkt und gesetzt in die Fettzellen zu schicken. Nicht nur wird Laktat weniger verbraucht, weil weniger Cortisol vorhanden ist. Auch wird durch Sport der Verbrauch und auch die Neubildung von Laktat gefördert. Laktat entsteht vor allem unter hochintensiven, also anaeroben Bedingungen beim Sport, wenn die Glykolyse schneller läuft, als die Mitochondrien den anfallenden Brennstoff mit Sauerstoff verarbeiten können. Im Summe wäre es eine unglaublich schlechte Idee, Sport nur als ein Kalorien in und Kalorien out zu betrachten.
Quellenverzeichnis
Janssen, J. A. M. J. L. (2022). New insights into the role of insulin and hypothalamic-pituitary-adrenal (HPA) axis in the metabolic syndrome. International Journal of Molecular Sciences, 23(15), 8178.
Steinberg, G. R., & Carling, D. (2019). AMP-activated protein kinase: The current landscape for drug development. Nature Reviews Drug Discovery, 18(7), 527–551.
Zhou, Y., Liu, X., & Huang, Z. (2023). Lactate activates AMPK remodeling of the cellular metabolic profile and promotes the proliferation and differentiation of C2C12 myoblasts. International Journal of Molecular Sciences, 24(1), 1–15.
Janssen, J. A. M. J. L. (2023). Endocrine responses of the stress system to different types of exercise. International Journal of Molecular Sciences, 24(1), 1–15.
Die negativen Auswirkungen von Gewichtstigma in Gesundheitseinrichtungen
Studie: Developing Expert Consensus on How to Address Weight Stigma in Public Health Research and Practice: A Delphi Study
Diese Studie unterstreicht die Dringlichkeit, Gewichtsstigmatisierung als ernsthaftes Problem im Gesundheitswesen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um eine gerechte und effektive Gesundheitsversorgung für alle zu gewährleisten. Ungeschultes Personal und ungeschulte Ärzte sind eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheitsversorgung von Übergewichtigen.
Stigma gegenüber Übergewichtigen im Gesundheitswesen
Die Folgen sind vielfältig und äußerst ernstzunehmend – Menschen werden bewusst oder unbewusst vom Gesundheitspersonal und Ärzten weniger respektvoll behandelt. Diese Behandlung hat zur Folge, dass ärztliche Einrichtungen weniger häufig besucht werden. Mit selbstverständlich entsprechenden deutlich negativen Auswirkungen auf Krankheitsverläufe.
Teilweise wurden Übergewichtigen die Behandlungen weniger schnell angeboten als Normalgewichtigen. Das führt zu einer unzureichenden und zu späten Behandlung von Krankheiten bei Übergewichtigen. In dieser Studie Developing Expert Consensus on How to Address Weight Stigma in Public Health Research and Practice: A Delphi Study kamen Mediziner, Psychologen und andere relevante Gesundheitsberufe zusammen um dieses Problem der Stigmatisierung, deren teilweise gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit, konkret zu benennen und um passende Strategien gegen Gewichtsstigmatisierung zu finden.
Dringlichkeit – Die Ergebnisse der Studie
Die Studie kam konkret zu dem Schluss, dass gesundheitliches Personal bedeutend mehr geschult werden muss, um eine vorurteilsfreie Behandlung zu gewährleisten. Soziale Stigmatisierung führt ebenfalls zu einer deutlichen Verschlechterung von Stressparametern, die beispielsweise Entzündungsreaktionen im Körper anstoßen, die wiederum mit einer größeren Neigung zur Gewichtszunahme assoziiert sind.
Ebenso wurden selbst Einführungen von politischen Maßnahmen diskutiert - so gravierend sind die Auswirkungen der Stigmatisierung im Gesundheitswesen im Krankheitsverlauf.
Zusammenfassend
Ein ganzes Expertenkomitee aus Ärzten, Psychologen, Ernährungswissenschaftlern und anderes Fachpersonal steht auf eurer Seite. Gewichtsdiskriminierung ist ebenfalls permanentes Beharren und Fokussieren auf euer Körpergewicht bei der Gesundheitsbehandlung. Insbesondere, wenn die Behandlung verweigert wird, bis eine Gewichtsreduzierung erreicht ist, ohne entsprechende Einordnung einer eventuellen vorhandenen Essstörung mit oder ohne Diagnose.
Appell
Versucht, euch dieses Fehlverhalten nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen – schlecht informiertes Personal und Ärzte zeigen lediglich deren fehlende Disziplin und Fähigkeit zu anständiger Weiterbildung aus – nicht über eure Disziplin. Der gut informierte Teil des Gesundheitswesens ist auf eurer Seite und weiß selbstverständlich, dass eine angemessene Behandlung unabhängig von eurem Gewicht erfolgen muss.
Nochmal – hoch angesehen, extrem gut ausgebildete Doktoren und Professoren stehen auf eurer Seite – wenn es heißt, ohne Schuldgefühle jederzeit einen Arzt aufsuchen zu können, auch wenn ihr gerade keine Gewichtsabnahme anbieten könnt. Die Realität bleibt natürlich erstmal die gleiche – es wird Gewichtsstigmatisierung geben, aber behaltet im Hinterkopf: die Wissenschaft ist auf eurer Seite.
Quellenangabe
Developing expert consensus on how to address weight stigma in public health research and practice: A Delphi study.Hart, L. M., Ferreira, K. B., Ambwani, S., Gibson, E. B., & Austin, S. B. (2021). Stigma and Health, 6(1), 79–89.
D’Arpino, A., Smith, J., & Thompson, R. (2025). From education to patient care: The impact of weight stigma. Medical Education, 59(2), 123–135.
Puhl, R. M., Himmelstein, M. S., & Quinn, D. M. (2023). Weight stigma and barriers to effective obesity care. Gastroenterology Clinics of North America, 52(2), 245–261.
Erfolgsaussichten psychologischer Therapie
Verhaltenstherapie und kognitive Verhaltenstherapie
bringen in der Anfangsphase je nach Studie im Durchschnitt etwa 2–5 kg Gewichtsverlust innerhalb von 6–12 Monaten (1, 2, 3). In Anbetracht des eigentlich angestrebten Gewichtsverlusts sind diese 2–5 kg in der Regel nicht wirklich zufriedenstellend. Zum anderen ist die Langfristigkeit der Interventionen oft nicht gegeben: Die Hälfte oder mehr der Teilnehmer nehmen das sowieso schon geringe, verlorene Gewicht nach im Schnitt fünf Jahren (je nach Studie) wieder zu. Wenn wir also von Personen sprechen, die eine Abnahme im Rahmen von 20 + kg wollen und müssen, sind die Ergebnisse absolut unbefriedigend und zeigen deutlich – wir haben aktuell keine guten Lösungen für Übergewicht, selbst aus der Wissenschaft.
Verhaltenstherapie ohne Ziel des Gewichtsverlusts
Studien zeigen ebenfalls, dass die reine Verhaltenstherapie ohne Ziel der Gewichtsabnahme zwar zu einer Verbesserung der Essstörungsproblematik führt und zwar sehr erfolgreich, aber häufig ohne Gewichtsabnahme, beginnend oft sogar mit kleiner Gewichtszunahme (6, 7, 8). Meine Interpretation dazu ist: Eine Essproblematik besteht nicht nur aus emotionalem Essen – würde dem so sein und die Annahme wäre, dass nur Isolation, Ausgrenzung, Scham und all diese Faktoren die Ursache für Übergewicht sind, dann würde eine Therapie, die all diese Aspekte berücksichtigt, bereits wesentlich besser helfen und zu deutlich mehr Gewichtsabnahme führen.
Natürlich könnte man argumentieren, dass auch unter Therapie gesellschaftliche Ausgrenzung weiterhin stattfindet, aber ich gehe davon aus, dass diese „perfekten“ Bedingungen bei den meisten Menschen nicht notwendig wären, um eine ausreichende Verbesserung durch Psychologen oder Gruppentherapien zu erzielen – inklusive Gewichtsabnahme.
Tun sie aber offensichtlich nicht. Dennoch – das emotionale Essen sinkt in diesen Interventionen stark. Das zeigt offensichtlich – emotionales Essen ist nur ein Teil des Problems. Emotionales Essen ist ein absolut entscheidender Teil des Problems und ohne Behandlung dieser Komponente werden bei stärkeren Essproblematiken keine langfristigen Erfolge erzielt, aber – emotionales Essen ist eben nicht das einzige Problem. Meine Theorie ist, dass die meisten Essstörungen auch Esssuchtanteile haben. Die Differenzierung von Essstörung und Esssucht ist insofern wichtig – wie diese zu behandeln sind. Sucht zeichnet sich zwar auch durch emotionale Faktoren aus, aber eben auch durch automatisierte Abläufe, die nicht zwingend mit emotionalen Momenten einhergehen.
Esssuchtanteile in Essproblematiken benötigen separate Herangehensweisen
Diese suchartigen Automatismen sind eigentlich genau konträr zu behandeln wie emotionales Essen. Sucht wird am besten mit Struktur behandelt. Je nach Stärke der Problematik, je stärker sollte die Struktur sein. Suchartiges Verhalten zeichnet sich durch stark festgefahrene Automatismen aus, die sich oft immer wieder abspielen, selbst wenn es keine emotionalen Gründe gibt, aber sie werden natürlich nochmal mehr getriggert durch emotionale Situationen. Dennoch ist die Nichtausführung eines solchen starken Automatismus so anstrengend, dass dies wiederum emotionales Essen triggern kann, weil zu viel Kraft verloren geht, diesen Automatismen auszuweichen.
Die Studien zeigen: Wird ein strukturierter Teil in der Verhaltenstherapie eingeführt, können Menschen eindeutig besser abnehmen. Die geringe Abnahmemenge zeigt jedoch auch, dass etwas fehlt für eine wirklich erfolgreiche Abnahme. Andererseits zeigen Studien eben auch, dass eine Fokussierung auf die Struktur mit weniger langfristigen Ergebnissen einhergeht – wahrscheinlich, weil die emotionale Komponente nicht genug betrachtet wird. Suchartige Strukturen benötigen oft fehlerlose Struktur – schon eine Ausnahme kann dazu führen, dass ein Plan scheitert. Ein gut bekanntes Beispiel sind trockene Alkoholiker, deren Ziel kompletter Verzicht auf Ausnahmen ist. Die Vereinbarkeit von Struktur und Flexibilität ist bei suchartigem Verhalten extrem schwierig. Oft funktionieren Suchtbehandlungen aber leider nur so – 100 % Struktur, ansonsten gibt es einen Rückfall, der oft das Suchtverhalten wieder komplett triggert. Die Information, dass wir Essen nicht zu 100 % sein lassen können, ist natürlich nicht ganz neu. Dass Flexibilität optimal wäre, ist ebenfalls nicht neu. Sucht und Flexibilität sind leider zwei schwer zu vereinbarende Komponenten. Die komplett konträre Herangehensweise an die Suchtkomponente und die emotionale Essstörungskomponente macht die Behandlung so extrem schwierig.
Therapien zur Gewichtsabnahme haben meist zu starke Strukturen für viele Betroffene
Ein weiteres Problem von Therapien oder Gruppentherapien: Essstörungen sind teilweise so stark ausgeprägt, dass die vorgestellten Strukturen teilweise für viele Menschen unmöglich einzuhalten sind. Aus Scham werden Betroffene nicht an Therapien, Gruppentherapien oder Sporttherapien teilnehmen – weil ihre Fähigkeit zur Struktureinhaltung noch stärker beeinträchtigt ist als bei den anderen Teilnehmenden. Zusammenfassend: Verhaltenstherapie und kognitive Verhaltenstherapie ohne Ziel der Gewichtsveränderung helfen ausgezeichnet beim emotionalen Essen, bringen aber keine Gewichtsabnahme – meine Interpretation: weil die Esssuchtanteile nicht angemessen behandelt werden. Strukturierte Formen der Therapie bringen geringe bis moderate Gewichtsabnahmen, die jedoch auch nicht von Dauer sind, weil sie die emotionale Komponente nicht ausreichend adressieren. Zudem sind selbst die erfolgreichen Gewichtsreduktionen oft weit entfernt von der angestrebten Menge. Die psychologischen Wissenschaften wissen offensichtlich immer noch nicht, wie Übergewicht effizient therapiert werden kann, obwohl viel Forschung und Arbeit von bestens ausgebildeten Wissenschaftlern involviert ist.
Diese Interpretation ist natürlich deprimierend – aber dennoch: In Behandlung sind die Chancen wesentlich besser, das Leben wieder angenehmer zu gesta. Die Quintessenz ist die: Die Esssuchtanteile müssen meiner Meinung nach stärker in der Therapie beachtet werden – was dem Trend des intuitiven Essens konträr ist. Das bedeutet, Struktur ist besser als ihr Ruf. Gleichzeitig ist jede Person nur zu einem individuellen Ausmaß an Struktur fähig, je nach Ausmaß des essgestörten Verhaltens. Essproblematiken sind so komplex, dass wir bis heute kaum effiziente Therapieansätze für Gewichtsabnahme haben – wenn ihr die Lösung nicht habt, ist das selbstverständlich kein Grund für Scham, sondern ein Grund, stolz zu sein, trotzdem immer wieder Wege zu finden, durch den Alltag zu kommen.
Quellenverzeichnis
1.Field, A. E., Lipson, S. K., & Sonneville, K. R. (2024). Who gets treated for an eating disorder? Implications for inference based on clinical populations. BMC Public Health, 24(1), 19283. https://doi.org/10.1186/s12889-024-19283-2
2.Brennan, L., Murphy, K. D., Shaw, K. A., & McKenzie, J. E. (2014). Psychological interventions for overweight or obesity. Cochrane Database of Systematic Reviews.
3.Hartmann-Boyce, J., Johns, D. J., Jebb, S. A., & Aveyard, P. (2023). Weight regain after behavioural weight management programmes and its impact on quality of life and cost effectiveness: Evidence synthesis and health economic analyses. Diabetes, Obesity and Metabolism.
4.Madigan, C. D., Graham, H. E., Sturgiss, E., Jebb, S. A., & Aveyard, P. (2022). Effectiveness of weight management interventions for adults delivered in primary care: Systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials.
5. Hartmann-Boyce J. et al. (2021).
“Association between characteristics of behavioural weight loss programmes and weight change after programme end: systematic review and meta-analysis.
6.Safer, D. L., Telch, C. F., & Chen, E. Y. (2009). Dialectical Behavior Therapy for Binge Eating Disorder. Journal of Clinical Psychology, 65(5), 555–567.
7.Pruessner, L., van den Berg, E., Melisse, B., et al. (2024). Effectiveness of a Web-Based Cognitive Behavioral Self-Help Intervention for Binge-Eating Disorder: A Randomized Clinical Trial.
8. van Beers, E. J., de Beurs, E., Melisse, B., et al. (2025). Web-Based Guided Self-Help vs Treatment as Usual for Binge-Eating Disorder: A Randomized Clinical Trial. JAMA Network Open, 8(10)
Schauen wir auf diese Studie: Improvement of Social Isolation and Loneliness and Excess Mortality Risk in People With Obesity.
Die These steht im Raum, dass die höhere Sterblichkeit von Übergewichtigen und gesundheitliche Beschwerden zu einem nicht unbedeutenden Teil der sozialen Isolation und anderen negativen Folgen von sozialem Ausschluss geschuldet sind.
Erhöhte Sterblichkeitsrisiko von Übergewichtigen im Vergleich zu Normalgewichtigen: Dieser Zusammenhang sinkt erheblich, wenn Übergewichtige nicht mehr isoliert oder einsam sind
Auswertungen ergaben, dass die erhöhte Sterblichkeitsrisiko von Übergewichtigen im Vergleich zu Normalgewichtigen deutlich abgeschwächt wird, wenn diese weniger unter sozialer Isolation, Einsamkeit und Ängsten leiden. Da übergewichtige Menschen besonders häufig von Isolation betroffen sind (2), wirken sich die gesundheitlichen Folgen insbesondere in dieser Gruppe aus. Und werden eben auch als gesundheitliche Konsequenzen sichtbar – werden psychologische Faktoren wie Isolation und Weight Stigma nicht einkalkuliert, wird fälschlicherweise ein wesentlich größerer Teil der Krankheitsfälle auf das Übergewicht selber geschoben, als es tatsächlich ist. Also – wenn die Menschen sozial eingebundener sind und sich weniger einsam fühlen, sinkt die Sterblichkeitsrate bei Übergewichtigen dramatisch!
Erhöhte Sterblichkeitsraten, kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs sind stark mit sozialer Isolation verknüpft. Viele der mit Übergewicht assoziierten Gesundheitsrisiken müssen daher auch im sozialen Kontext betrachtet werden. Wie eine aktuelle Studie von Zhou et al. (2024) zeigt, schwächt sich der Zusammenhang zwischen Adipositas und erhöhter Sterblichkeit um 26 % ab, wenn Übergewichtige sich selbst nicht als sozial isoliert empfinden. Wenn sich Übergewichtige weniger einsam fühlen und sozial besser eingebunden und akzeptiert sind, reduziert sich dieser Zusammenhang um 14 %. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass soziale Faktoren einen bedeutsamen Einfluss auf die gesundheitlichen Folgen von Übergewicht haben können.
Gewichtsstigma als Isolationsrisiko – Isolationsrisiko als Krankheitsrisiko. Wie ungesund ist Übergewicht wirklich?
Also – das erhöhte Sterblichkeitsrisiko gegenüber Normalgewichtigen in der Studie lässt sich zu einem erheblichen Teil mit dem Faktor der Isolation und Einsamkeit herausrechnen. Dieser Umstand ist insofern relevant, weil die starke Abneigung, die Übergewichtige erfahren, oft damit begründet wird, dass die angeblich aus Disziplinlosigkeit selbstgewählter Körper extreme gesundheitliche Auswirkungen auf die Person selbst hat und hohe Kosten im Gesundheitssystem verursacht.
Wie stark diese Auswirkungen jedoch durch das Verhalten des Umfelds kommen und welche vom Übergewicht selbst verursacht werden, ist absolut nicht eindeutig klar. Wahrscheinlich gibt es einen mittelstarken Zusammenhang zwischen Gesundheit und Übergewicht, aber sehr offensichtlich nicht ansatzweise so groß, dass es rechtfertigt, Übergewichtige so stark aus der Gesellschaft auszuschließen. Insbesondere wenn der Ausschluss aus der Gesellschaft und die Schamerhöhung erst recht die Krankenkassen belasten und nebenher unnötig zu Leid führen.
Die Belastung der Krankenkassen durch unsichtbar ungesundes Verhalten von Normalgewichtigen.
Es gibt mehr als genug schlechte Gewohnheiten, die diese nachteiligen gesundheitlichen Effekte ebenso implizieren – sei es zu wenig Bewegung (absolut gängig in jeder Gewichtsklasse), stark verarbeitete Lebensmittel (selbst wenn sie nicht zu viel konsumiert werden), regelmäßiger Alkoholkonsum, viel Sitzen und vieles mehr. Es gibt keinen Grund, insbesondere diese enorme Abneigung gegen Übergewichtige aufrechtzuerhalten – die Krankenkassen werden durch all diese Menschen belastet.
Es gibt mehr als genug schlechte Gewohnheiten, die diese nachteiligen gesundheitlichen Effekte ebenso implizieren – sei es zu wenig Bewegung (absolut gängig in jeder Gewichtsklasse), stark verarbeitete Lebensmittel (selbst wenn sie nicht zu viel konsumiert werden), regelmäßiger Alkoholkonsum, viel Sitzen und vieles mehr. Es gibt keinen Grund, insbesondere diese enorme Abneigung gegen Übergewichtige aufrechtzuerhalten – die Krankenkassen werden durch all diese Menschen belastet.
Insbesondere wenn bedacht wird, dass die soziale Ausgrenzung eben eindeutig zu einer deutlichen Verschlechterung der Gesundheit beiträgt und erst folgend die Krankheitsverläufe tatsächlich gravierend werden. Nicht nur aus finanzieller Perspektive, sondern auch durch den Verlust an wertvollen Menschen, sollte dringend ein Umdenken stattfinden. Aber zumindest müssen Übergewichtige selber aufhören, sich selber zu triezen und den Willen in unnatürliche Höhen zu pushen, nur weil uniformierte Menschen behaupten, ihr habt zu wenig Willen.
Ihr habt genug Willen – aber ohne Lösungsweg hilft aller Wille nichts. Dieser Lösungsweg ist selbst psychologisch kaum bekannt, wenn er langfristiges Abnehmen inkludiert. Die Erfolge, selbst therapeutisch Gewicht zu verlieren, sind gering und meist nicht langfristig (5,6,7).
Warum verbietet ihr euch also euer Leben, weil ihr die Lösung eines Problems nicht findet, für das nicht einmal jahrzehntelange Forschung von bestens ausgebildeten Psychologen und Medizinern eine Lösung erarbeiten kann, die effizient bei Übergewicht hilft? Handelt logisch – hört mit der Isolation und mit den Selbstvorwürfen auf, weil ihr für ein hochkomplexes Problem nicht ganz alleine eine Lösung findet.
Quellenangabe
1.Improvement of Social Isolation and Loneliness and Excess Mortality Risk in People With Obesity.
Zhou J, Tang R, Wang X, Li X, Heianza Y, Qi L. JAMA Netw Open. 2024;7(1):e2352824. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.52824
2.Overweight and lonely? A representative study on loneliness in obese people and its determinants.
Jung FU, Luck-Sikorski C. Obes Facts. 2019;12(4):440–447.
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